Abgehakt: Gute Nacht, Punpun (Manga)

Ein Manga der sicherlich keine leichte Kost ist und alle Emotionen aus mir heraus gekitzelt hat ist Gute Nacht, Punpun von Inio Asano.
Dieser Manga hat mich so fasziniert, dass Ich mir zwei Tage, nachdem Ich den letzten Band gelesen hatte, alle anderen in Deutschland verfügbaren Mangas von Inio Asano gekauft habe. 

Die Umschläge sind wunderbar einzigartig gestaltet

Wir lernen den kleinen Jungen Punpun Onodera kennen, der auf den ersten Blick völlig unscheinbar ist und sich selbst genauso unscheinbar wahrnimmt. Er und seine Familie sind als sehr einfach gehaltene Vögelchen gezeichnet, unterscheiden kann man sie anhand von Frisur, Gesichtsbehaarung oder Accessoires wie z. B. Handschuhen oder Brillen. Punpun Onodera, der Grundschüler, der sich und seine Familie als Vögelchen wahrnimmt? In Europa aufgewachsen würde Ich als erstes Freiheit und Leichtigkeit mit so putzigen Geschöpfen assoziieren, aber wenn man einen Augenblick länger über verschiedene Vögel grübelt, fallen einem dann doch fiesere Artgenossen ein, keine süßen Gartenvögel die ein paar Körner und Regenwürmer picken sondern kleinen Tierchen die Wirbelsäule mit ihren Klauen kaputt knacken und mit ihren Schnäbeln die Augen auspicken. Vielleicht ist das aber auch zu viel Interpretation, die Ich mir hier erlaube? Punpun, der Grundschüler der sich schnell verliebt, obwohl er noch nicht weiß was Liebe ist und wie das mit dem Sex so geht weiß er ja auch noch gar nicht... So spinnt sich eine wundersame Geschichte um den kleinen Vogel und Aiko, die neu in der Klasse ist.

Punpuns große Liebe Aiko glaubt immer an ihn!

Die Geschichte rund um Punpun schlägt einige erschütternde Haken, man lernt im weiteren Verlauf auch die Schicksale seiner Freunde kennen, die teils sehr tragisch sind. Eine Mutter, die einem Prediger alles glaubt, ein alkoholabhängiger Vater, verstorbene Familienmitglieder. Es schnürt einem schon fast die Kehle zu, wie realistisch die Strukturen rund um die Hauptfigur gestrickt sind. Interessant fand Ich, dass der Großteil der 13 Bände ohne die zweite Hauptfigur auskommt, man sie irgendwie aber immer in Gedanken hat. Teils ist es manchmal fast schon ärgerlich, dass man auch längere Zeit ohne die Hauptgeschichte, also ohne Punpun, auskommen muss, aber so kann sich die Geschichte weiter mit lebenswichtigen Aspekten befassen, wie z. B. Religion oder Familiengefüge.

Mittlerweile ist es ja kein Geheimnis mehr; viele Mangaka verwenden vorgefertigte Rasterfolien für Hintergründe, nutzen Fotomanipulation um aus einem Hintergrundfoto eine "Zeichnung" zu erstellen oder kreieren mithilfe von verschiedenen Programmen Hintergründe und rendern diese speziell. Ob das nun in Ordnung ist oder nicht, da will Ich gar nicht drüber urteilen. Die Hintergründe in Gute Nacht, Punpun sind sehr detailliert, man findet sich als Zuschauer immer wieder mit festem Boden unter den Füßen wieder, man nimmt keine merkwürdig schwebende Beobachterrolle ein. An einigen Punkten erkennt man ganz genau, dass Fotos verwendet wurden, bei vielen anderen kann Ich mir nie sicher sein, ob es vorgefertigte Render-Szenen sind oder doch was anderes...  Inio Asanos Zeichenstil ist darüber hinaus sehr wundersam. Er kann Kinder putzig aussehen lassen und Erwachsene schrecklich realistisch. Es ärgert einen schon fast, dass es "nur ein Manga" ist.  Und so werden eben aus kleinen putzigen Gartenvögel beängstigende Raubvögel - metaphorisch zumindest, denn nur in wenigen Panels werden zwischendurch Teile des Körpers realistisch gezeichnet, einmal die Augen und die Brille, ein anderes Mal eine Hand, die sich zur Faust ballt.

Die Details sind einfach so atemberaubend, dass man Punpun links fast nicht wahrnimmt

Als Fazit kann Ich lediglich schreiben, dass dieser Manga eine Bereicherung für mein Regal ist. Ich weiß, dass Ich erst eine Weile brauchen werde um ihn nochmal in die Hand zu nehmen und zu lesen, der Inhalt hat mich einfach so gefesselt und mich zum Weinen, Staunen, Lachen und Verzweifeln gebracht hat. An manchen Stellen musste Ich den Band zusammenklappen und erstmal durchatmen, Gedanken ordnen und mir die Frage stellen "Ist... das gerade wirklich passiert?", nochmal ein paar Seiten zurückblättern und nochmal die Situation nachvollziehen. 

Der Manga erschien in Japan von August 2007 bis Dezember 2013, umfasst 13 Bände und hat in Deutschland von Tokyopop eine sehr schöne Ausgabe spendiert bekommen, die von April 2013 bis April 2016 erschien und sogar mit einem Schuber gekürt wurde (den Ich leider leider nicht besitze ;__;)
Die Einbände sind einfarbig mit Prägung, auf dem Buchrücken ist das Motiv der Prägung in einem helleren Ton noch mal abgebildet. Aktuell erscheint Dead Dead Demon's Dededede Destruction bei Tokyopop, das erste Artbook von Inio Asano werde Ich nochmal separat vorstellen sowie die weiteren bei Tokyopop erschienen Werke von ihm, die alle einen einheitlichen Einband erhalten haben (sehr edel, bin begeistert!). Ich hoffe noch sehr viel von Inio Asano zu sehen und zu lesen in der Zukunft, auf Twitter, instagram und YouTube ist er auch immer mal wieder aktiv und lässt die Fans einen Blick in seine Werke werfen oder teilt ein paar verrückte Fotos.

Hier sieht man die geprägten Motive nochmal auf dem Buchrücken

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